5. Die Entdeckungsgeschichte der Induktiven Kopfdehnung

Ich möchte mich kurz vorstellen, bevor es ans Eingemachte geht. Mein Name ist Michael Rumpelt. Ich bin jetzt 28 Jahre alt, habe in Trier Volkswirtschaftslehre studiert und wohne dort in einer gediegenen 4er WG. Zu Schulzeiten habe ich eine Menge Zeit mit Oboe spielen verbracht. Mit 19 war ich beim Musikkorps in München und dann fing die Geschichte mit der Kopfmassage an. Den folgenden Erlebnisbericht habe ich vor etwa drei Jahren verfaßt und ich bin etwas unsicher, ob der Stil noch up-to-date ist. Ich habe den Bericht trotzdem weitgehend so gelassen, weil ich ihn so authentischer finde.

Bevor ich mich mit der Kopfmassage beschäftigte, hatte ich eine statische Vorstellung von meinem Körper. Mein Körper war halt so wie er war, und was nicht so angenehm war, war halt angeboren. Mein Körper war in einem schlechten Zustand: Gebückte Haltung, teilweise leichte Kreuzschmerzen, fettige Haare, knacksende Knie, kurzsichtige Augen, besonders an den Oberschenkeln raue Haut und eine Stimme, die schnell heiser wurde, anfällige Zähne, Ohren, die bei Wind schmerzten. Die Nackenmuskulatur war soweit auf den Kopf gezogen, dass ich die oberen Wirbel nicht ertasten konnte, weil die Haut darüber spannte.
Damals stand in einer Zeitschrift, dass Knorpel durch Druckschwankungen ernährt würde. Um dem beunruhigenden Zustand meiner Knie abzuhelfen, beschloss ich, mehrmals wöchentlich einen einstündigen Spaziergang über die Felder zu unternehmen. Die Knie knacksten bald auch weniger häufig, was im nachhinein wohl eher auf die besser abgestimmten Muskeln zurückgeführt werden kann, als auf besser ernährten Knorpel. Bei den Spaziergängen machte ich auch eine leichte Gymnastik. Das Interessante war nun, dass meine Wirbelsäule im Lendenbereich nach und nach beweglicher wurde. Die Beweglichkeit breitete sich langsam nach oben aus und blieb dann unterhalb des Brustkorbs stehen. Dann versuchte ich meine Halswirbelsäule zu dehnen. Aber auch hier war der Erfolg beschränkt. Ich ging zu härteren Dehnungsmethoden über. Eine harte Decke fest zusammengerollt unter die Wirbelsäule gelegt. Dann Konzentration darauf, dass die Kraft auf den unbeweglichen Teil der Wirbelsäule wirkte, und nicht die beweglichen Teile noch mehr dehnte, und die Kraft mehrere Minuten einwirken lassen. Tatsächlich wurde auch der Teil der Wirbelsäule im Bereich des Brustkorbs beweglicher. Dann bemerkte ich einen "Spanneffekt" ähnlich dem, der entsteht, wenn man eine Pappe einspannt, so dass sich diese wölbt. Die Wölbung kann man dann nach der einen oder der anderen Seite ausschlagen lassen, jedoch lässt die Pappe sich nicht in die Gerade bringen. Ich hatte das Gefühl, dass meine Wirbelsäule zwar in die eine oder in die andere Richtung ausschlug, sich aber nicht aufrichten ließ. Die Schlussfolgerung war die, dass der Brustkorb die Aufrichtung der Wirbelsäule verhinderte, also ebenso gedehnt werden musste. Durch langanhaltenden harten Zug ließ er sich tatsächlich auch etwas dehnen. Das weitere Aufrichten wurde nicht nur durch den schwer dehnbaren Brustkorb verhindert, sondern auch durch einen nach hinten abgekippten Kopf. Und die Hinterkopfmuskulatur war so vertrocknet, dass an eine Dehnung nicht zu denken war.

Etwa zur gleichen Zeit kam ich nach Beschäftigung mit psychologischen Dingen zu der Überzeugung, dass meine Kurzsichtigkeit Folge gedanklicher Fehlhaltung war. Mir stach das Buch von William Bates "Rechtes Sehen ohne Brille" in die Augen (Bates, W. H.: Rechtes Sehen ohne Brille, 3. überarb. Aufl., Bietigheim 1991). Das Buch half Fehlhaltungen beim Sehen zu erkennen und zu vermeiden. Durch die dort beschriebenen Übungen, sowie direktes Dehnen der Augenbewegungsmuskulatur durch die jeweiligen Gegenzieher, steigerte sich mein Sehvermögen innerhalb eines halben Jahres von -3,75 auf -2,75 Dioptrien. Trotz intensiver Anstrengung stellte sich aber keine weitere Besserung ein. Glücklicherweise schenkte mir meine Mutter ein Buch mit allerlei Hinweisen zur Körpererfahrung und -pflege. Für die Augen wurde darin eine Massage des Augenrandes beschrieben. Diese Massage wirkte denn auch belebend auf die Augen. Nach zwei Monaten Anwendung dieser Technik beobachtete ich, dass die Verspannung nicht von den Augenmuskeln, sondern von der Muskulatur drumherum herrührte. Diese Muskeln wurden wiederum von den anderen Kopfmuskel an der freien Bewegung behindert. Die Konsequenz lag auf der Hand: Kopfmassage.

Ich möchte noch erwähnen, dass eine andere Beobachtung die Notwendigkeit mit meinem Körper zu arbeiten unterstrich. Im Laufe der Zeit hatte ich ein gutes Gespür bekommen, wie meine psychischen Probleme anzupacken sind. Ab einer bestimmten Zeit stellte sich aber kaum noch eine Besserung meiner Befindlichkeit ein. Ich interpretierte das dahingehend, dass mein Körper für die neuen Ideen nicht die Ausdrucksfähigkeit besaß, und ich deshalb in den alten Verhaltensmustern stecken blieb.

Dann begann ich mit der Dehnung der Kopfmuskulatur. Zunächst massierte ich mit den Fingerkuppen. Dann mit den Fingerknochen. Die massierten Muskeln sogen etwas Blut schwammartig auf und veränderten teilweise ihre Lage. Besonders die Muskeln unterhalb der Geheimratsecken sowie des Hinterkopfes ließen sich schwer massieren. Ich war mir unsicher, ob es sich nicht schon um die Schädeldecke handeln würde, so hart waren diese Stellen.
Nach etwa einem Vierteljahr trat eine Stagnation ein. Nun begann ich die Muskeln zu ziehen. Dazu rammte ich die Fingerknochen verstärkt durch die Kraft der anderen Hand in den entsprechenden Muskel und drückte Richtung Hinterkopf. Oftmals zeigten die Muskeln durch leichtes Ziehen an, in welche Richtung sie gezogen gehörten. Die Muskeln konnten dann den Zug durch die Hand mit ihrer eigenen Kraft unterstützen. Oder ich krallte mich mit den Fingernägeln in den Muskel und zog ein paar Millimeter, hielt die Spannung bis Blut in den Muskel floss und ließ dann wieder los. Die andere Hand unterstützte diesen Zug, indem sie den entsprechenden Muskel in dieselbe Richtung drückte. Diese Methode klappte allerdings nur da, wo die Muskulatur bereits soweit aufgeschwemmt war, dass die Fingernägel Halt fanden. Insgesamt eine schmerzhafte Angelegenheit sowohl für die Kopfmuskeln als auch für die Finger. Aber das anschließende Gefühl des nach Jahren wieder etwas gelockerten Muskels sagte mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Anfangs schnellten die Muskeln, auch wenn Blut hineingeflossen war, wieder in die Ausgangslage zurück. Später blieben sie dann in der neuen Lage. Teilweise war es dann möglich die Muskeln mit Unterstützung der anderer Kopfmuskeln und den Fingerkuppen auseinander zu ziehen.
Durch das ständige Massieren bekamen die Finger Schwielen, insbesondere dort, wo Zeige- und Mittelfinger aneinanderreiben. Bei Mittel- und Ringfinger, die die Hauptbelastung bei der Zugtechnik tragen, kommt es vorne an den Fingerkuppen zu Hornhautbildung. In der härtesten Phase der Kopfmassage, etwa im 2. und 3. Jahr, verschoben sich die Fingernägel der Mittelfinger.

Abb. 1: Spuren der Dehnungsarbeit an der Hand

Zur Vordehnung der Stirnmuskulatur benutzte ich eine andere Dehnmethode. Den Ellenbogen auf das Knie gestützt, der Handballen mit einem Tuch bedeckt, presste ich die Stirn auf den Handballen und drückte mit dem Handballen nach oben. Der Druck musste verstärkt werden, durch den anderen Ellenbogen, der gegen den Hinterkopf drückte (das ist die sobenannte "Tuchtechnik"). Dies sorgte für einen leichten Durchblutungseffekt; freilich auch für leichte Hautschäden, die allerdings immer recht bald wieder verheilten. Da im Nasenwurzelbereich eine Verbindung zur Magengegend zu bestehen scheint, war diese Dehnungstechnik durchaus unangenehm. Vielleicht wäre die Lockerung mit "Mobilat" zur Vorbereitung der Zugtechnik eine bessere und schonendere Vorgehensweise möglich gewesen (was ich nicht mehr ausprobieren kann, da ich die Wirkung dieser Salbe erst später entdeckte), so dass auf die Tuchtechnik evtl. verzichtet werden kann. Es dauerte fast ein Jahr bis sich die Stirnmuskeln zum ersten Mal etwas lösen ließen und nochmal ein halbes Jahr bis die Muskulatur an den Seiten des Kopfes anfing sich zu bewegen.
Die meisten positiven Veränderungen gab es allerdings erst im letzten halben Jahr. Eine interessante Entdeckung war die unterstützende Wirkung der "Mobilat"-Salbe, die den Entspannungs- und Durchblutungsprozess erheblich unterstützte.

weiter mit Kapitel 6
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