8.7 Die individuelle Entwicklung und Anpassung des Entspannungszyklus´

Die Dehnungsfolge und die Intensität der einzelnen Dehnungsabschnitte müssen fortwährend an den Stand der Verspannungen angepasst werden. Ansonsten läuft man in eine Art Sackgasse: Das Dehnen eines bestimmten Muskels, das bisher gute Ergebnisse geliefert hat, wird immer schwerer bis schließlich keine weitere Entspannung mehr zu erzielen ist; der Muskel ist blockiert. Durch das Anpassen des Entspannungszyklus´ sollen solche Blockadesituationen weitgehend vermieden werden.
Zur Vermeidung von Blockadesituationen ist es sinnvoll zu wissen, wodurch diese entstehen können. Nehmen wir an, wir hätten mit Erfolg vom Oberkopf Richtung Nacken gedehnt. Dann sei auf einmal eine weitere Dehnung nicht mehr möglich. Woran kann dies liegen?

1. Im Hinterkopfbereich hat sich durch das Dehnen zuviel Gewebemasse angesammelt. Ein weiteres Ziehen der Kopfhaut in diese Richtung ist mangels Platz nicht mehr möglich. Die Lösung des Problems besteht in einer Dehnung der Hinterkopfmuskulatur z.B. mit der Kopfdehntechnik.

2. Der Oberkopf ist ausgedehnt. Es fehlt sozusagen der Nachschub. In diesem Fall führt eine Lockerung der Stirnmuskulatur dazu, dass auch wieder vom Oberkopf nach Hinten gedehnt werden kann.

3. Insbesondere bei der Dehnung der Kopfseiten kann ein anderes Problem auftreten. Die quer zur gewünschten Zugrichtung liegende Muskulatur verhindert eine weitere Dehnung. Gesetzt den Fall die Zugdehnung "Seite nach hinten" ist blockiert. Dehnt man nun die Seiten nach oben, ist es dann auch wieder möglich nach hinten zu dehnen. Ähnliches gilt für den Stirnbereich für die Zugrichtungen "nach oben" und "seitlich auseinander".

4. Eine Blockade der Kopfmuskulatur kann auch daran liegen, dass die Spannung von Muskulatur des restlichen Körpers allgemein oder an bestimmten Stellen über der dazu passenden Spannung am Kopf liegt. In diesem Fall kann mit der Dehnung des restlichen Körpers die Muskelblockade am Kopf gelöst werden.

5. Es kann auch sein, dass die Muskeln einfach zu hart sind. Wurde vorher mit Erfolg gedehnt, so ist es nun an der Zeit, den betroffenen Muskeln eine Pause oder allgemeine Maßnahmen zur Durchblutungsförderungzu gönnen. Das Gewebe muss sich erst an den neuen Platz gewöhnen und braucht Zeit, sich zu lockern und aufzuschwämmen. Ohne weitere Hilfsmittel kann das Gewebe einen Tag oder auch eine Woche zur Regeneration benötigen, je nach dem wie stark es gedehnt wurde und wie lang die letzte Pause zurückliegt.
Lag der Grund in allgemeiner Verhärtung so sind Techniken anzuwenden, wie sie im Abschnitt "der Einstieg in die Entspannungsspirale" beschrieben werden.

Bevor sich jedoch das Problem einer Blockade stellen kann, muss man sich entschieden haben, in welche Richtung man welchen Muskel zieht. Dabei kann man sich nach dem Ziehen der Muskeln richten. Dieses Ziehen verrät einem die richtige Zugrichtung. Allerdings hat diese Methode Schwächen dort, wo die Muskeln derart verhärtet sind, dass sie sich nicht mehr bewegen können. In diesem Fall empfiehlt sich erstens ein Aufweichen der Muskulatur mittels Fingerknochenmassage. Zweitens können möglicherweise die Zugrichtungen des oben dargestellten Entspannungszyklus´, die bei mir zu einer Lösung der Verspannungen geführt haben, einen ersten Anhaltspunkt für ein erfolgreiches Vorgehen geben. Ansonsten hilft nur ausprobieren.

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